Wie beeinflussen Antikörper des Typs A (IgA) Bakterien auf unseren Schleimhäuten? Der am Universitätsklinikum Bonn tätige Junior-Prof. Dr. Tim Rollenske untersucht, welche Auswirkungen diese Effekte des Immunsystems insbesondere auf den Darm haben. Der Wissenschaftler leitet eine neue Emmy Noether-Forschungsgruppe an der Universität Bonn, mit der er sich für eine Professur qualifizieren will. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt in den nächsten sechs Jahren mit bis zu zwei Millionen Euro. Die Forschungsergebnisse könnten perspektivisch zu besseren Impfstrategien für die Schleimhäute und dem Kampf gegen antibiotika-resistenten Bakterien zugute kommen.
Antikörper schützen uns im Fall einer Infektion, indem sie Krankheitserreger in unserem Körper markieren und so helfen, die Viren und Bakterien zu neutralisieren. In unserem Darm leben aber viele Bakterien, die uns nicht krank machen, unsere Mikrobiota. Diese Bakterien werden durch Antikörper des Typs A kontrolliert, der meistens auf den Schleimhäuten auftritt. “Über die Antikörper des Typs A (IgA) ist aber vieles noch unbekannt”, sagt Juniorprof. Dr. Tim Rollenske vom Institut für Molekulare Medizin und Experimentelle Immunologie (IMMEI) des Universitätsklinikums Bonn. Der Mensch produziert große Mengen an IgA, insbesondere gegen unsere Darmbakterien. “Es ist aber noch nicht abschließend geklärt, welche Funktionen diese große Menge Antikörper des Typs A hat”, sagt der Wissenschaftler, der nun eine von der DFG geförderte Emmy Noether-Forschungsgruppe an der Universität Bonn leitet. Das Ziel des Vorhabens “IgA-select - B Zell Selektion und Funktion in intestinalen Antikörperantworten gegen die Mikrobiota” ist es zu verstehen, wie IgA Darmbakterien beeinflusst und welche Effekte dies auf das Immunsystem im Darm hat.
Mehrere Forschungsansätze gleichzeitig
Rollenske wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den nächsten sechs Jahren mit bis zu zwei Millionen Euro unterstützt. “Die Förderung ermöglicht es mir, mehrere Forschungsansätze und Ideen gleichzeitig zu verfolgen”, sagt er. “Sie hilft mir sicher sehr, eine langfristige Arbeitsgruppe im Feld der Wirt-Mikrobiota-Wechselwirkungen zu etablieren.” Langfristig soll das Projekt etwa Möglichkeiten aufzeigen, bessere Impfstrategien für Erreger der Schleimhäute zu entwickeln. Außerdem sind die Forschenden daran interessiert, Antikörper zu identifizieren, die potenziell bei Infektionen mit antibiotika-resistenten Bakterien helfen könnten.
Der Juniorprofessor strebt eine Dauerstelle als Forscher an. Das Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft eröffnet herausragend qualifizierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Möglichkeit, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe binnen sechs Jahren für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren.
Zur Person
Tim Rollenske, Jahrgang 1987, studierte Molekularbiologie an der Universität Wien und promovierte an der Humboldt-Universität Berlin zu Antikörpern. Er arbeitete am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, an den Maurice Müller Laboratories in Bern und am Inselspital in Bern. Seit April ist er Junior-Professor am Institut für Molekulare Medizin und Experimentelle Immunologie (IMMEI) in Bonn. Er ist Mitglied im Exzellencluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn und wird durch das Multidisciplinary Center for Infectious diseases der Universität Bern gefördert. Seit 2018 hält er ein Patent zu schützenden Antikörpern. Er erhielt mehrere Preise für seine Arbeiten, darunter von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 08/2023