Studie zeigt: Zumindest bei Schülern ist dies nicht unbedingt der Fall. Forscher plädieren deshalb für mehr Kompetenzvermittlung in Schulen beim Umgang mit Daten.
In unserer Gesellschaft spielen Daten eine enorme Rolle. Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, aber auch das Privatleben sind geprägt von Entscheidungen, die auf Basis von Daten getroffen werden. Ein Beispiel dafür ist der abendliche Blick auf das Handy, verbunden mit der Frage: „Welche Temperatur ist morgen zu erwarten und was ziehe ich an?“ Aber wie gut können wir anhand von sehr präzisen Daten entscheiden? Die weit verbreitete Annahme ist: Je genauer die Informationen, desto richtiger die Entscheidung.
Um mit großen Datenmengen (Big Data) verlässlich umzugehen, müssen diese aber auf ihre Qualität hin kritisch eingeschätzt werden können, nicht zuletzt deshalb, weil sie unter dem Stichwort „Fake News“ immer wieder in Frage gestellt werden.
Ein Forscherteam der Humboldt-Universität zu Berlin um Dr. Burkhard Priemer, Professor für Didaktik der Physik, wollte herausfinden, ob 14-jährige Schüler in der Lage sind, aus genaueren Daten auch bessere Folgerungen zu ziehen. Die Wissenschaftler hatten den Verdacht, dass Schüler mit präzisen Daten gar nicht angemessen umgehen können, sondern durch diese vielleicht sogar zu Fehlschlüssen verleitet werden. Diese Vermutung hat sich bestätigt.
Die im Journal „Physical Review Physics Education Research“ erschienene Studie zeigt, dass sehr genaue Daten nicht zwangsläufig zu besseren Entscheidungen führen. Die Schüler wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt und mit Daten unterschiedlicher Qualität aus einem physikalischen Experiment – also mit zwei, drei oder vier Stellen nach dem Komma –ausgestattet. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Schüler mit den besseren Daten (drei oder vier Nachkommastellen) schlechtere Entscheidungen bei der Auswertung der Experimente zeigten als jene mit weniger genauen Daten.
Die Wissenschaftler erklären dieses Resultat mit fehlenden Kompetenzen von Schülern, die dazu führen, dass sie mit Unsicherheiten in Messungen nicht angemessen umgehen können. Um den kritischen Umgang mit Daten frühzeitig in den Fokus zu rücken, sei es daher wichtig, dies bereits in den Schulen zu thematisieren, so die Forscher.
Originalpublikation: Karel Kok, Burkhard Priemer, Wiebke Musold, and Amy Masnick: Students’ conclusions from measurement data: The more decimal places, the better? Phys. Rev. Phys. Educ. Res. 15, 010103
Quelle: Pressemitteilung Humboldt-Universität zu Berlin 01/2019