Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses 17 neue Graduiertenkollegs (GRK) ein. Dies beschloss der Bewilligungsausschuss für die Graduiertenkollegs, der wegen der Coronavirus-Pandemie per Videokonferenz tagte. Die neuen GRK werden ab Herbst 2021 zunächst viereinhalb Jahre mit insgesamt rund 92 Millionen Euro gefördert. Darin enthalten ist eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Fünf Verbünde sind Internationale Graduiertenkollegs (IGK) mit Partnern in Australien, Japan, Kanada und Südafrika.
Zusätzlich zu den 17 Einrichtungen stimmte der Bewilligungsausschuss für die Verlängerung von 14 GRK für jeweils eine weitere Förderperiode. Graduiertenkollegs bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren.
Unter den 17 neuen Graduiertenkollegs bewegen sich vier im immunologischen Kontext:
In den vergangenen Jahren wuchs die Erkenntnis, dass die Mikroumgebung im Gewebe für die Entwicklung und Funktion von Immunzellen von großer Bedeutung ist. Das Graduiertenkolleg „Immunmikrotop: Mikroumgebungsbedingte, metabolische und mikrobielle Signale zur Regulation der Immunzell-Pathogen-Interaktion“ will erforschen, ob die antimikrobielle Immunabwehr durch den Gewebekontext sowie die Mikromilieufaktoren und den Metabolismus am Ort der Infektion, die zusammen das „Immunmikrotop“ bilden, beeinflusst wird. (Universität Erlangen-Nürnberg, Sprecher: Professor Dr. Christian Bogdan)
Biologische Prozesse werden durch fein abgestimmte aktivierende und hemmende Signale gesteuert. In diesen Signalwegen gibt es Kontrollpunkte, sogenannte Checkpoints, die laufende Prozesse unterbrechen, um eine eingehende Prüfung zu ermöglichen. Im Immunsystem wird durch Checkpoint-Blockade sowohl die Beseitigung eindringender Krankheitserreger und Krebszellen gestärkt als auch Gewebeschaden verursacht. Das Ziel des Graduiertenkollegs „Checkpoints der angeborenen Immunität bei Krebs und Gewebeschaden (In-Check)“ ist es, Checkpoints in Zellen der angeborenen Immunität näher zu betrachten. So könnten Therapien gegen Tumore und Gewebeschaden entwickelt werden, indem diese Checkpoints therapeutisch aktiviert oder blockiert werden. (Universität Heidelberg, Sprecherin: Professorin Dr. Adelheid Cerwenka)
Wie lassen sich Autoimmunerkrankungen, von denen 4–5 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, frühzeitig erkennen? Diese Frage ist bisher kaum erforscht. Hier setzt das Graduiertenkolleg „Definition und gezielte Intervention bei Prädisposition zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen“ an und will Biomarker zur Früherkennung sowie Prädispositionen und den Zusammenhang zu Umweltfaktoren als Auslöser von Autoimmunerkrankungen erforschen. So könnte in Zukunft eine Behandlung bereits vor dem Auftreten von Symptomen ermöglicht werden und damit eine Alternative bieten zu den heute gängigen, meist lebenslang nötigen immunsuppressiven Therapien für Erkrankte. (Universität zu Lübeck, Sprecher: Professor Dr. Ralf Joachim Ludwig)
Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung in Industrieländern leiden an allergischen Erkrankungen. Ziel des Graduiertenkollegs „Immunologische Schalter bei Allergien und Autoimmunkrankheiten“ ist daher die Suche nach sogenannten Immune-Master-Switches (IMS). Diese sind für die Initiierung, aber auch die Chronifizierung und Resilienz gegenüber Entzündungsreaktionen bei Allergien und Autoimmunerkrankungen verantwortlich. Von der Identifizierung relevanter IMS versprechen sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besseres Abschätzen des Risikos, mit dem allergische Erkrankungen fortschreiten, zu Komplikationen oder zum Tod führen. (TU München, Sprecher: Professor Dr. Tilo Biedermann)
Quelle: Pressemitteilung Nr. 14 der Deutschen Forschungsgemeinschaft 05/2021