Volker Lohmann und Marylyn Addo stehen bei der Jahrestagung des DZIF im Rampenlicht: Für ihre wissenschaftlichen Verdienste erhalten sie jeweils einen Preis für translationale Infektionsforschung, der mit 5.000 Euro dotiert ist.
Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Dr. Volker Lohmann vom Universitätsklinikum Heidelberg dem Hepatitis-C-Virus. „Nicht zuletzt seinen grundlegenden Arbeiten ist es zu verdanken, dass die Viruserkrankung heute gut behandelbar ist“, erklärt DZIF-Vorstandsmitglied Prof. Ulrike Protzer in ihrer Laudatio zur Preisvergabe. Lohmann entwickelte unter anderem ein Zellkulturverfahren, das die Grundvoraussetzung für das Testen von antiviralen Medikamenten darstellt. Mit ihm wurden ausnahmslos alle Medikamente getestet, die heute im klinischen Gebrauch sind. Seine grundlegenden Forschungen zu Hepatitis C und anderen Viren sind ein exzellentes Beispiel für die Bedeutung der translationalen Infektionsforschung. Im DZIF wird Lohmann daran arbeiten, die Resistenztestung von Hepatitis-C-Isolaten zu verbessern und damit die Behandlung der Lebererkrankung zu optimieren.
Die Preisträgerin für klinisch-translationale Infektionsforschung ist die Medizinerin Prof. Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Als sie 2013 die erste DZIF-Professur am UKE übernahm, hatte sie bereits 15 Jahre lang erfolgreich die Mechanismen der AIDS-Viren und die Reaktionen unserer Immunabwehr erforscht. Dieses Wissen half ihr, als der Ebola-Ausbruch die Infektionsforscher auf den Plan rief. Mit großem Engagement beteiligte sich Addo an der Behandlung des ersten Ebola-Patienten am UKE sowie der Erforschung der Viruspathogenese. Sie leitete erfolgreich die einzige deutsche Ebola-Impfstoffstudie im Rahmen des internationalen WHO-geleiteten Konsortiums (Vebcon). Der Impfstoff gegen Ebola wird jetzt bereits von der internationalen Arzneimittelbehörde auf Zulassung geprüft und wird notfallmäßig u.a . im aktuellen Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo schon eingesetzt. Derzeit konzentriert Addo sich auf eine durch das DZIF finanzierte Studie, in der ein im DZIF entwickelter Impfstoff gegen das MERS-Virus erstmals klinisch getestet wird.
„Beide Preisträger stehen für ausgezeichnete translationale Forschung und erfüllen damit die oberste Prämisse des DZIF“, erklärt Ulrike Protzer anlässlich der Preisvergabe. Das Auswahlkomitee habe mit der Wahl zweier Preisträger erstmals eine klinisch orientierte und eine grundlagenorientierte Arbeit ausgezeichnet. Bei der DZIF-Jahrestagung am 3. und 4. Dezember in Heidelberg diskutierten rund 300 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen über aktuelle Entwicklungen in der Infektionsforschung.
Die Preisträger kurz vorgestellt
Volker Lohmann studierte Biologie an der Universität Mainz, wo er bereits in seiner Diplomarbeit an einem Enzym arbeitete, das in Viren vorkommt. Nach dem Diplom schloss er sich der dortigen Arbeitsgruppe von Prof. Ralf Bartenschlager an und widmete sich fortan ganz der Hepatitis-Forschung. 1998 promovierte er und wechselte nach Heidelberg, wo er sein Zellkultursystem für Hepatitis C weiterentwickelte und seit 2002 eine eigene Arbeitsgruppe für „Molekulare Virologie“ aufbaute. Im Jahr 2012 wurde er im Fach „Experimentelle Virologie“ habilitiert.
Marylyn Addo studierte Medizin in Bonn, wo sie 1998 promovierte. Während eines Studienaufenthaltes in Strasbourg begeisterte sie sich für ein Forschungsthema, das sie auch heute noch verfolgt: Immunität gegen Viruserkrankungen, vor allem HIV und die Immunschwächekrankheit AIDS. Von 1998 bis 1999 studierte sie in London und erwarb dort einen Mastertitel für Angewandte Mikrobiologie von Infektionskrankheiten und das Diplom für Tropenmedizin und Hygiene. Ihre Forschungsaktivitäten zogen sie 1999 im Rahmen des DFG-Emmy-Noether-Programms in die USA an das Massa-chusetts General Hospital (MGH)/Harvard Medical School in Boston. Dort erforschte sie zunächst HIV-1-Elitecontroller und zytotoxische T-Lymphozyten im menschlichen Abwehrsystem. Nach Facharztausbildungen für Innere Medizin und Infektiologie forschte sie ab 2010 als Assistant Professor des Ragon-Instituts von MGH, MIT und Harvard. 2013 folgte sie dem Ruf des DZIF an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, wo sie heute im Rahmen einer W3-Professur die Sektion für Infektiologie leitet. Wissenschaftlich beschäftigt sich ihre Arbeitsgruppe mit der frühen Impfstoffentwicklung gegen „Neu auftretende Infektionskrankheiten“.
Quelle: Pressemitteilung Deutsches Zentrum für Infektionsforschung 12/2018