Philippa Meiser erhält den Otto-Westphal-Promotionspreis 2025
Licht auf bisher unbekannte Mechanismen: Interaktion von Immunzellen in Tumoren bestimmen den Ausgang von Anti-Krebs-Immunität
In diesem Jahr erhält Dr. Philippa Meiser den Otto-Westphal-Promotionspreis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Dieser wird jährlich für Dissertationen vergeben, die einen herausragenden Beitrag auf dem Gebiet der Immunologie leisten.
Die Dissertation mit dem Titel „Die Orchestrierung der CD8+ T-Zell-vermittelten Antitumor-Immunantwort durch eine immunostimulatorische cDC1-Subpopulation“ erforscht, wie die Interaktionen zwischen verschiedenen Immunzellen in Tumoren den Ausgang einer anti-Tumor Immunantwort bestimmen. Diese Fragestellung wurde durch einen interdisziplinären Ansatz untersucht, der unter anderem Konfokalmikroskopie und künstliche Intelligenz kombiniert.
Philippa Meiser fasst diesen Ansatz zusammen: „Durch die Nutzung beider Techniken konnte ich Licht auf bisher unbekannte Mechanismen werfen, die erfolgreichen anti-tumoralen Immunantworten zugrunde liegen. Meine Arbeit liefert daher neue Erkenntnisse, die in Zukunft für die Krebstherapie genutzt werden könnten, und ist ein Beispiel dafür, wie die medizinische Forschung von den Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz profitieren kann.“
Neben der Suche nach Antworten auf eigene wissenschaftliche Fragen, ist Philippa Meiser Co-Autorin bei 9 Publikationen und beteiligt sich an der Ausbildung Studierender der Biomedizin. Der nächste Schritt ihrer akademischen Laufbahn ist eine Postdoc-Position im Labor von Prof. Laura Mackay am Peter-Doherty-Institute for Infection and Immunity an der Universität Melbourne in Australien.
Adam Wahida erhält dieses Jahr den Hans-Hench-Promotionspreis für Klinische Immunologie. Der Preis wird vom Auswahlgremium der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) für die beste im deutschsprachigen Raum durchgeführte Dissertation auf dem Gebiet der Rheumatologie, Schwerpunkt Entzündungsforschung, Autoimmunität, Immundefizienz vergeben.
Adam Wahida beschäftigt sich mit dem Thema der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), bei denen bislang unvollständig verstanden ist, wodurch die Entzündungsreaktionen genau ausgelöst werden. Er hat als Teil des Teams von Wissenschaftler:innen der Technischen Universität München (TUM) die seltene genetische Erkrankung XLP2 untersucht, die häufig mit einer entzündlichen Darmerkrankung einhergeht. Er hat dabei einen Mechanismus aufgedeckt, der zu einem gestörten Wechselspiel zwischen Darmbakterien und Zellen der Darmschleimhaut führt. Die Erkenntnisse sind in seiner Dissertation mit dem Titel: „Dissecting aberrant host-microbiota interactions in a Model of TNF-driven intestinal inflammation“ (März 2023) zusammengefasst.
Das angeborene Immunsystem reagiert zu stark
Während das Immunsystem von gesunden Menschen krankmachende Bakterien entfernt und dann wieder in den Ruhezustand übergeht, startet es bei einigen XLP2-Patienten eine verhängnisvolle Kettenreaktion: Jeder Mensch verfügt über Toll-Like-Rezeptoren (TLR), die krankmachenden Mikroben anhand von einzigartigen Strukturen, wie etwa Moleküle der bakteriellen Zellwand, erkennen. Bindet ein TLR an solch ein Molekül, wird über den Botenstoff TNF und seine Rezeptoren TNFR1 und TNFR2 das Immunsystem aktiviert, das den Erreger ausschalten soll.
Doch bei XLP2-Patienten funktioniert das nicht richtig. Stattdessen führt aufgrund einer Genmutation eine Bindung von TNF an den TNFR1 auf den Paneth-Zellen der Darmschleimhaut dazu, dass diese Zellen absterben. Im gesunden Zustand produzieren die Paneth-Zellen antimikrobielle Stoffe und sorgen für ein bakterielles Gleichgewicht im Darm. Ihr Verlust verändert die Zusammensetzung des Mikrobioms: Gutartige Bakterien wie Clostridien werden angegriffen und können ihre regulierende Rolle nicht mehr ausführen.
Neue Medikamente könnten die Entzündungsreaktion stoppen
Störungen der Paneth-Zellen wurden schon bei vielen Patient:innen mit entzündlichen Darmerkrankungen unterschiedlichster Ursache beobachtet. Deswegen kann davon ausgegangen werden, dass dieses Prinzip auch auf andere entzündliche Darmerkrankungen übertragbar und nicht nur auf XLP2-Patienten beschränkt ist. Bisher werden Patient:innen mit Darmentzündungen mit Medikamenten behandelt, welche die TNF-Rezeptoren blocken. Doch diese Moleküle sind nicht sehr spezifisch, sie schalten sowohl TNFR1 als auch TNFR2 aus. In schweren Fällen steht als letzte Option Stammzelltransplantation zur Verfügung, diese ist hat jedoch erhebliche Risiken. Die neuen Erkenntnisse von Dr. Wahida könnten helfen, einen selektiveren Hemmstoff zu finden und so die Therapiemöglichkeiten zu verbessern (siehe auch Pressemitteilung der TUM München).