
Nachruf auf Prof. Dr. Marcus Gröttrup (*1964 - † 2022)
Wir trauern um Professor Dr. rer. nat. Marcus Gröttrup, der am 2. Juni 2022 nach schwerer Krankheit im Alter von nur 58 Jahren verstarb. Mit ihm verliert die Deutsche Gesellschaft für Immunologie nicht nur ein langjähriges Mitglied, sondern viel zu früh auch einen international hoch angesehenen Wissenschaftler und einen Kollegen, Forscher und Lehrenden.
Marcus Gröttrup studierte von 1985 bis 1988 als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Biochemie an der Universität Tübingen. 1988 setzte er sein Studium an der ETH Zürich fort und schloss es 1990 mit einer Diplomarbeit bei Rolf Zinkernagel und Hans Hengartner am Institut für experimentelle Immunologie des Universitätsklinikums der Universität Zürich ab. Von 1991 bis 1993 war Marcus Gröttrup Doktorand bei Harald von Boehmer am Basel Institute for Immunology und wurde 1993 am Biozentrum der Universität Basel promoviert. 1997 folgte die Habilitation bei Peter-Michael Kloetzel am Institut für Biochemie der Charité – der Humboldt-Universität zu Berlin. 1997 wurde er Leiter der Forschungsabteilung am Kantonsspital St. Gallen und hatte einen Lehrauftrag für Biochemie an der ETH Zürich. 2002 erhielt Marcus Gröttrup einen Ruf auf den Lehrstuhl für Immunologie an die Universität Konstanz in Nachfolge von Ulrich Krawinkel. Von 2010 bis 2014 war er in Konstanz Dekan der Fakultät für Biologie.
Marcus Gröttrup war einer der profiliertesten deutschen Immunologen auf dem Gebiet der Antigenprozessierung und -präsentation. Seine Forschung erbrachte unter anderem ein detailliertes molekulares Verständnis der Antigenverarbeitung durch das 20S Proteasom und seiner Interferon-γ induzierbaren Untereinheiten und Regulatoren sowie der funktionellen Konsequenzen für die Immunantwort. Seine wegweisenden Forschungsarbeiten lieferten dabei nicht nur ein besseres Verständnis von Immunantworten, sondern ergaben auch neue Perspektiven für therapeutische Ansätze wie etwa Proteaseinhibitoren oder für die Entwicklung von innovativen Impfstoffen.
Kennzeichnend für sein Wirken als Forscher und Hochschullehrer war seine enorm große Begeisterung für die Wissenschaft, seine Fachkompetenz, sein unerschöpflicher Schaffensdrang, sein außergewöhnliches Engagement für die Forschung und Lehre, und seine absolute Zuverlässigkeit. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, unter andrem der Langener Wissenschaftspreis des Paul-Ehrlich-Instituts, der Karl-Lohmann- Preis der Deutschen Gesellschaft für Biologische Chemie und der Janssen Prize for Basic Research in Immunology.
Wir behalten Marcus Gröttrup und sein Wirken in dankbarer Erinnerung. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Hartmut Hengel