München – Für seine wegweisenden Arbeiten verleiht die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e. V. (DGfI) den Deutschen Immunologie-Preis 2019 an Prof. Dr. Shimon Sakaguchi, Professor an der Osaka Universität in Japan. Der Preis wurde am 10. September 2019 im Rahmen der 2. Gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen (DGfI) und Italienischen (SIICA) Gesellschaft für Immunologie in München überreicht.
Prof. Shimon Sakaguchis wichtigster Beitrag zur Immunologie ist die Entdeckung regulatorischer T-Zellen (Treg-Zellen) und die Aufklärung der molekularen und zellulären Grundlagen ihrer Entwicklung und Funktion. Treg-Zellen sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Immunsystems. Sie bremsen übereifrige Immunzellen, die das körpereigene Gewebe angreifen. Damit helfen sie dem Immunsystem, seine Selbsttoleranz, also seine Fähigkeit, Attacken auf den eigenen Organismus zu vermeiden, aufrechtzuerhalten und im Gleichgewicht zu bleiben (Homöostase). Prof. Sakaguchi zeigte, dass sich Autoimmunerkrankungen entwickeln können, wenn die Funktion der Treg-Zellen gestört ist. Anschließend wies er nach, dass eine Reduktion von Treg-Zellen eine effektive Krebsimmunität hervorrufen kann, der Körper also besser gegen den Krebs vorgehen kann, da das Immunsystem nicht mehr so stark „gebremst“ wird. Im Gegenzug führt eine Stärkung der Treg-Zellen dazu, dass die Immunreaktion bei Organtransplantationen stärker unterdrückt wird und somit das Transplantat besser toleriert wird. Seine Arbeitsgruppe entdeckte weiterhin, dass Treg-Zellen den Transkriptionsfaktor Foxp3 bilden, und untersuchte, wie dieser die Funktion und Entwicklung von Treg-Zellen kontrolliert. Zudem hat Prof. Sakaguchi ein wichtiges Tiermodell für die Entzündungsforschung, die sogenannte SKG-Maus, etabliert. Diese Mäuse entwickeln spontan eine chronische Autoimmunarthritis, die in ihren klinischen und immunpathologischen Eigenschaften der rheumatoiden Arthritis (RA) beim Menschen ähnelt. Ein wesentliches Merkmal dieses Modells ist, dass ein Gendefekt der T-Zellen, aber nicht des Gelenkes, zur Entstehung einer Autoimmunarthritis führt. Die Forschungsergebnisse von Prof. Sakaguchi haben dazu geführt, dass Treg-Zellen weltweit Gegenstand zahlreicher Untersuchungen sind, um sie zur Behandlung und Prävention von immunologischen Erkrankungen sowie zur Kontrolle einer Vielzahl von physiologischen und pathologischen Immunantworten (z.B. Autoimmunität, Tumorimmunität, Organtransplantation, mikrobielle Immunität und Allergie) einzusetzen.
Prof. Shimon Sakaguchi studierte Medizin an der Kyōto Universität in Japan. Als Postdoktorand wechselte er anschließend zuerst an die Johns Hopkins University (Baltimore, USA) und dann an die Stanford University (Stanford, USA). 1989 war er Assistant Professor am Scripps Research Institute (La Jolla, USA) und ging 1991 zurück nach Japan, wo er zunächst am Tokyo Metropolitan Institute of Gerontology forschte. Von 1998 bis 2011 war er Professor am Institute for Frontier Medical Sciences Kyōto University und mehrere Jahre lang Direktor des Instituts. Seit 2011 befindet sich sein Labor an der Universität Osaka, wo er eine Professur innehat. Er wurde 2012 zum Foreign Member der National Academy of Sciences USA gewählt und 2017 von der japanischen Regierung zur Person of Cultural Merit ernannt. Darüber hinaus wurde er mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter dem William B. Coley Award des Cancer Research Institute, dem Keio Medical Science Prize, dem Canada Gairdner International Award und dem Crafoord Prize.
Über den Deutschen Immunologie-Preis
Der Deutsche Immunologie-Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI). Er ist mit 10.000,- EUR dotiert.
Geehrt wird eine international angesehene Persönlichkeit, die mit herausragenden Forschungsleistungen zur Aufklärung immunologischer Grundprinzipien und/oder zur Translation der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung beigetragen hat. Weitere Informationen zum Deutschen Immunologie-Preis unter www.dgfi.org
Der Deutsche Immunologie-Preis wird durch die finanzielle Unterstützung der Celgene GmbH ermöglicht. Die Preisträger werden durch Vorstand und Beirat der DGfI ausgewählt und ernannt.
Über die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI)
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI), gegründet 1967, vereint führende Naturwissenschaftler und Mediziner, um die Wirkmechanismen der körpereigenen Abwehr zu erforschen. Dadurch werden bedeutende Grundlagen für die Diagnose und Behandlung von Krankheiten geschaffen. Durch nationale Schulungen (Akademie für Immunologie) und im Austausch mit internationalen Fachgesellschaften fördert die DGfI in besonderem Maße den wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchs. Auch die Akzeptanz für immunologische Forschung in der breiten Bevölkerung zu erhöhen, ist der DGfI ein wichtiges Anliegen. Mit über 2.300 Mitgliedern ist die DGfI weltweit die viertgrößte nationale Fachgesellschaft für Immunologie. Weitere Informationen finden Sie auf www.dgfi.org.
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