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Die Auswahl der Zeitschriften erfolgte so, dass das ganze Größenspektrum ihrer Impakt-Faktoren des Jahres 2020 gleichmäßig vertreten war (Der Impakt-Faktor gibt an, wie oft Artikel einer Zeitschrift zitiert werden und gilt daher als Maß für den Einfluss der Zeitschrift.Die Impakt-Faktoren werden jedes Jahr aus den Daten der beiden Vorjahre neu berechnet).Insgesamt flossen rund 11.000 Artikel in die Untersuchung ein.Genderspezifische Unterschiede beim PublizierenDie Analysen ergaben eine annähernde Genderparität bei der Erstautorschaft, aber eine ungleiche Verteilung bei der Letztautorschaft und der Herausgeberschaft."Unter den Erstautoren der Publikationen waren genauso viele Frauen wie Männer, jedoch waren Frauen bei den Letztautoren eindeutig unterrepräsentiert; hier betrug der Frauen-Anteil nur rund 35 Prozent", sagt Katharina Last.Ein Grund könnte die unterschiedliche genderspezifische Mitwirkung bei Forschungsprojekten sein: "Frauen übernehmen überproportional häufig praktische wissenschaftliche Arbeit in den Forschungsteams.Die Letztautorschaft setzt dagegen mehr Forschungserfahrung und eine höhere hierarchische Position voraus."Eine deutliche genderspezifische Diskrepanz zeigte sich auch bei den Herausgebern: Von insgesamt 577 Herausgebern waren 67 Prozent Männer und knapp 33 Prozent Frauen.Anschließend wurde der Zusammenhang zwischen dem Anteil von Frauen an allen Erst- und Letztautoren und dem Frauen-Anteil an allen Herausgebern ermittelt."Unsere Analyse zeigt, dass die Herausgeberschaft von Frauen signifikant mit der Erst- und Letztautorschaft von Frauen verbunden ist.Je höher der Anteil von Herausgeberinnen in Zeitschriften über Infektionskrankheiten war, desto höher war auch der Anteil von Erst- und Letztautorinnen im analysierten Zeitraum", fasst Dr. Cihan Papan das Ergebnis zusammen.Eine mögliche Ursache für diesen Zusammenhang könne unter anderem die unbewusste und implizite genderspezifische Voreingenommenheit der Herausgeber bei der Beurteilung eines eingereichten Artikels sein, so Papan.Andere Gründe können genderspezifische Unterschiede im rhetorischen Ausdruck beziehungsweise der Ergebnispräsentation oder auch die Auswahl an Forschungsmethoden sein.Sein Resümee der Ergebnisse: Da Frauen bei medizinischen Fachzeitschriften seltener in die Position von Herausgebern kommen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei der Auswahl von Artikeln zur Publikation eine (unbewusste) Selektion stattfindet und daraus eine (ungewollte) Diskriminierung von Frauen als Autorinnen resultiert.Die Studie ist ein Kooperationsprojekt der Universität des Saarlandes, der Universität St Andrews in Großbritannien, der Universität Freiburg und der Universitätsklinik in Genf.Originalpublikation: Last K, Hübsch L, Cevik M, Wolkewitz M, Müller SE, Huttner A, Papan C.: Association between women's authorship and women's editorship in infectious diseases journals: a cross-sectional study. Lancet Infect Dis.2022 Jul 12:S1473-3099(22)00367-X.doi: 10.1016/S1473-3099(22)00367-X.Epub ahead of print.PMID: 35839790.Quelle: Pressemitteilung Universität des Saarlandes 08/2022