Die US-amerikanische Forscherin Elizabeth Campbell wurde am 2. November für ihre herausragende Forschung zum Corona-Virus mit dem Emil von Behring-Preis der Philipps-Universität Marburg geehrt. Der Emil von Behring-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet. Die Preisverleihung fand in der Aula der Alten Universität statt.
Wie viele Wissenschaftlerinnen hat sie in den letzten drei Jahren ihre eigentlichen Projekte zurückgestellt und sich am Kampf gegen die Corona-Pandemie beteiligt. Ihr Beitrag zur Aufklärung der Struktur der SARS-CoV-2 Polymerase genießt in Fachkreisen hohe Anerkennung. „Die Preisträgerin des Marburger Emil von Behring-Preises steht beispielhaft für die Dynamik der Wissenschaft, in kürzester Zeit neue Lösungswege zu suchen, um auf größte gesellschaftliche Herausforderungen wirksam und schnell zu reagieren“, betonte der Präsident der Philipps-Universität Prof. Dr. Thomas Nauss.
Laudator Prof. Dr. Gert Bange, Vizepräsident für Forschung, sagte bei der Preisverleihung: „Elizabeth Campbells Arbeit steht ganz in der Tradition von Emil von Behring. In seinem Sinne verbindet sie exzellente Grundlagenforschung zur Pathophysiologie von Mikroorganismen mit praktischen Auswirkungen zum Nutzen der Menschheit. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist herausragend – und das durchweg.“
Der Preis wurde erneut von den Unternehmen am Standort Behringwerke gefördert. Jochen Reutter, Marburger Geschäftsführer der GSK Vaccines GmbH, sagte in seinem Grußwort: „Der Emil von Behring-Preis hat für die Standortfirmen der Behringwerke einen besonderen Stellenwert. Der unermüdliche Einsatz von Elisabeth Campbell im Zusammenhang mit dem Coronavirus verdient höchste Anerkennung. Ihre Arbeit inspiriert uns alle und zeigt, dass der Fortschritt der Medizin durch Engagement und Entschlossenheit vorangetrieben wird, wofür auch wir Firmen der Behringwerke stehen.“
„Ich bin sehr dankbar und fühle mich sehr geehrt, diese Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen“, sagte Elizabeth Campbell in ihrem Festvortrag. „Der Preis gilt auch meinem ganzen Team und allen, die unsere Arbeit unterstützen. Medizinische Erfolge sind nur auf der Basis von Grundlagenforschung möglich. Der Entwicklung therapeutischer Anwendungen geht jahrzehntelange Grundlagenforschung voraus“, fügte sie hinzu.
Preisträgerin Elizabeth Campbell
Elizabeth Campbell leitet gemeinsam mit Seth A. Darst das Laboratory of Molecular Biophysics an der Rockefeller University, New York (USA). Die Auszeichnung mit dem Emil von Behring-Preis 2023 würdigt insbesondere ihre Arbeiten zur Strukturaufklärung der SARS-CoV-2 Polymerase und die folgenden Untersuchungen zur Entwicklung neuer antiviraler Medikamente. Dieser Forschungsleistung liegen höchst erfolgreiche Arbeiten zur Struktur und Funktion bakterieller RNA-Polymerasen zugrunde.
Campbells Forschung liefert einen wichtigen Beitrag, um den Mechanismus der RNA-Synthese im Detail zu verstehen und damit die Medikamentenentwicklung voranzutreiben. Während der Corona-Pandemie ist es der Forscherin gelungen, mit ihrem zweiten Schwerpunkt – der Arbeit an der viralen Polymerase – in sehr kurzer Zeit und vor anderen Arbeitsgruppen wesentliche Beiträge zum Verständnis des Coronavirus und seiner typischen Transkriptionsmechanismen zu liefern.
Emil von Behring-Preis
Der Emil von Behring-Preis wird alle zwei Jahre von der Philipps-Universität Marburg zum Andenken an Emil von Behring vergeben, den Entdecker des Diphterie-Serums und Begründer der Serumtherapie. Der erste Nobelpreisträger für Medizin war von 1895 bis zu seinem Tod im Jahre 1917 Professor für Hygiene in Marburg. Ausgezeichnet werden herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Immunologie, Mikrobiologie oder Virologie. Der Preis gehört zu den renommiertesten deutschen Auszeichnungen für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Immunologie und ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro verbunden, das von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet wird.
Zu den früheren Preisträgerinnen und Preisträgern des Emil von Behring-Preises gehören unter anderem Stewart T. Cole (Lausanne), Klaus Rajewsky (Harvard) und Ruslan Medhzitov (Yale) sowie Ralph M. Steinmann (New York), Robert Huber (München), Yasmine Belkaid (Bethesda/USA) und Andreas Peschel (Tübingen).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stephan Becker
Vorsitzender der Preiskommission
Direktor des Instituts für Virologie
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-66253
E-Mail: becker@staff.uni-marburg.de
Weitere Informationen:
https://www.uni-marburg.de/de/universitaet/profil/universitaetundgesellschaft/auszeichnungen
Quelle: Pressemitteilung Philipps-Universität Marburg 11/2023